“Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt”
kennt ihr das, man hat einen ganz dringenden Wunsch, aber man kann ihn sich nicht alleine erfüllen. Man braucht Unterstützung und schließlich Mut, seine Komfortzone zu verlassen – das ist nicht immer leicht, aber da wartet eine Belohnung, nach dem Sprung über den eigenen Schatten, der einem immer mal wieder ein Bein stellen will. Und das Schöne: Man kann das lernen – fast wie Seilspringen. Springe mal öfter und das Ganze bekommt einen wunderbaren Takt. Die Schwünge dürfen größer werden, das Seil straffer.
“Du wird schon” war mein kleines inneres Mantra, als ich an den Frühstückstisch von Isabel und Oliver trat, mitten unter der Sonne von Mykonos. Wir waren auf der hübschen kleinen Insel im letzten Frühsommer, zu einer Zeit wo die Touristenwelle noch nicht übergeschwappt ist und die Insel gerade erst wachgeküsst scheint. An diesem wunderschönen Ort, mit unzähligen hellen Flecken, gigantischem Licht und tollen Spots wollte ich ein Paarshooting machen. Da stehe ich also vor wildfremden Menschen, die nicht ahnen, was ich eigentlich möchte und versuche es ohne Umwege zu erklären. Meine Hand zittert sogar ein wenig, als ich ihnen mein Handy gebe, um ihnen meine Art von Arbeit zu zeigen. Aber so ist, das – je größer, aufrichtiger und bedeutungsvoller ein Wunsch in unserem Herzen ist, umso größer ist wohl auch die Angst, enttäuscht zu werden. Deswegen bleiben wir auch öfter mal stehen, wenn es der Schritt doch eigentlich wert wäre, ihn zu tun. Die beiden schauen sich kurz an und sagen freudig und witzelnd zu. Wir tauschen unsere Nummern aus, verabreden uns für den Abend, klären ein paar Fragen. Ich kehre zu meinem Kaffee und zu meinem halb aufgegessen Frühstück zurück und bin schon jetzt ganz satt von der Euphorie. Erfolg liegt für mich persönlich auch genau in diesen kleinen Dingen. Es sind nicht immer nur die großen, pompösen und ersichtlichen Dinge und konkreten Ergebnisse, auf die man stolz sein kann. Wenn man beginnt, kleine Momente und Entscheidungen als Erfolge zu verbuchen, dann ist das – so denke ich – ein großer Schritt hin auf ein zufriedenes Leben.
Wir treffen uns am Abend. Die Sonne tut uns einen großen Gefallen und schenkt und ihren charmantesten Sonnenuntergang mit dem super romantischen Licht. Auch die Stimmung ist ruhig, gelassen, verliebt. Eine der schönsten Atmosphären, an der ich als Fotografin immer mitarbeite. Wenn sie sich dann einstellt, wenn man spürt, dass die Menschen vor der Kamera gerade bei sich und ihrem Verliebtsein sind, dann verursacht mir das jedes Mal Gänsehaut und auch mal feuchte Augen.
Das Shooting erinnert mich an eine schöne Zeit auf einer wunderbaren Insel und daran, dass es sich lohnt, den Zweifel eben mal mit Mut zu schlagen. Ich weiß, das gelingt nicht immer und das ist vollkommen in Ordnung. Aber wenn es nur diese kleinen leisen, zweifelnden Stimmen sind, die euren Herzenswunsch hindern wollen, sich zu erfüllen, dann schubst sie weg. Handelt schneller, als sie laut werden können und triumphiert über die unbegründeten Ängste. Inzwischen ist es übrigens gar nicht mehr so schwer auf fremde Paare zuzugehen. Ich spreche oder schreibe Menschen und an unterschiedlichsten Orten an und es ergibt sich so oft etwas Wunderbares. Dank dir Mut, dass du immer ein Stückchen weiter wächst.